Ich will aber nicht ins Internet! Gibt es ein Recht auf ein analoges Leben?

Die Bundesbahn bringt mich drauf. In den Genuss der Sparpreise kommt man nur noch, wenn man die DB-App nutzt. Und dazu muss man sich ein Kundenkonto anlegen. Wer das nicht macht, zahlt mehr. Billige Lebensmittel z.B. bei  SPRK-Control zu kaufen geht nur, wenn man das über eine App macht. Wer analog kauft, kauft teurer.

Nun sind es in der Regel nicht die jungen, Gutverdienenden, die mehr bezahlen, sondern die Alten, die oft eine geringe Rente bekommen. Ich bin 74 und froh, während meiner Berufstätigkeit mit der IT befasst gewesen zu sein, da bin ich nicht ganz so ahnungslos. Für viele Alte kommt auch noch erschwerend hinzu, dass die IT Sprache meist Englisch ist, und da hörts dann oft ganz auf.

Wir „Digitalen“ können Lebensmittel und sonstige Verbrauchsgüter bequem übers Internet ordern, während sich andere mühsam mit dem Rollator von Laden zu Laden schleppen müssen. Es sind aber nicht nur die Alten, auch einige Jüngere weigern sich aus ethischen oder esotherischen Gründen, oder einfach aus Bockigkeit, ins Internet zu gehen.

Man gehörte schließlich selbst mal zu den „Analogen“. „Ah, der Mr. Wichtig“ verspotteten wir gern Leute wie meinen ehem. Schlagzeuger, der als Erster mobil war. Es war das erste mobile Telefon, das ich live in einer Kneipe sah. Das Ding wog Megatonnen und kostete einige tausend DM. „Und wozu hast Du das jetzt hier dabei?“, fragten wir Tom. „Na, falls einer anruft.“ „Haha, ja, wahrscheinlich.“

Damals waren wir die digitalen Legastheniker.

Für die beschriebenen Alten sehe ich – ausser hilfsbereiten Enkeln – keine Lösung, und für die Totalverweigerer sowieso nicht.

Und wer weiß,  wenn wir lange genug leben stehen auch wir vielleicht einmal wie die Deppen vor einem Hologramm, das uns nach unserer Sozialversicherungsnummer fragt, damit es uns eine, mittels Ki generierte, Presswurst verkaufen kann

Schöne neue Welt!

Mahlzeit

|Wer mehr von Jule und mir lesen will, hier gibt’s was⁴