Aus glorreicher Zeit: Als ich zum ersten Mal Todesangst hatte.

Wenn man – wie ich – mit einer hypochondrischen Oma aufgewachsen ist, dann lernt man schon früh, auf jedes verräterische Zeichen des Körpers zu achten. So hatte ich bereits im Alter von 12 Jahren mindestens 3 Herzinfarkte, Brustkrebs, Diabetes und einen Schlaganfall gehabt. Wenigstens in meiner Einbildung, denn meine Oma und ihre Bekannten redeten über nichts anderes als über Krankheiten. Sie war ein wandelnder Pschyrembel.

Das setzte sich später fort und endete im Alkohol, mit dem ich meine Ängste vor Krankheiten zu bekämpfen gedachte. Wie man heute sieht, hat das natürlich nichts genutzt, das Gegenteil war der Fall.

Ich schweife ab, mich schreibt’s wieder mal sonstwo hin. Es geht eigentlich um ein Floß, das ich mit 3 Freunden zusammengezimmert hatte. Dieses wurde an der schwarzen Rems (Ortskundige kennen die Stelle bei der Hegnacher Mühle) zu Wasser gelassen. Da nur 3 auf das Gefährt passten, ließ man mich am Ufer zurück, wo ich auf das Essen, die Getränke und das Lagerfeuer aufpassen sollte. Ich war etwa 12 und sehr schmächtig, deshalb fiel mir diese Aufgabe zu.

Schwarze Rems

Nach einer Weile – die Kameraden waren flußaufwärts gerudert – kam von weiter unten ein Kanu angepaddelt, in dem drei Kerle saßen, die ich nicht kannte. Sie waren etwa in meinem Alter, aber gut doppelt so hreit wie ich. Sie legten lachend an und stürmten sofort in meine Richtung. Nachdem sie mich verprügelt hatten, luden sie Essen und Getränke in ihr Kanu, währen einer das Feuer auspinkelte. Ich hoffte schon, dass sie jetzt verschwinden würden, als einer sagte: „Den ersäufen wir jetzt“.

Man packte mich an Armen und Beinen und schleppte mich zum Ufer. Dabei sah ich meine „Freunde“ schweigend, und die Szenerie keines Blickes würdigend, mit dem Floß vorüber gleiten. Dann muss ich ohnmächtig geworden sein, denn als ich erwachte war ich allein. Meine Klamotten waren trocken, bis auf eine Stelle…

Mit den Kameraden habe ich nie wieder geredet, doch einen der Drei, die mich überfallen hatten, erkannte ich Jahre später in einem Lehrlingskollegen wieder. Er stritt zwar alles vehement ab, als ich ihn auf diese Sache ansprach, aber zur Sicherheit schüttete ich ihm trotzdem ein halbes Pfund Zucker in den Tank seines Kreidler Florett.

Einen Kleiner ängstigt man nicht ungestraft zu Tode.

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